"Abgeschnitten" von Sebstaian Fitzek und Michael Tsokos
Thriller
Verlag Knaur
400 Seiten
Erschienen 2012
Inhalt:
"Wann haben Sie das letzte Mal eine Leiche geöffnet?"
Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, findet im Kopf einer monströs zugerichteten Leiche die Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde verschleppt - und für Herzfeld beginnt eine perverse Schnitzeljagd. Denn der psychopathische Entführer hat eine weitere Leiche auf Helgoland mit Hinweisen präpariert. Herzfeld hat jedoch keine Chance, an die Informationen zu kommen und den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen: Die Hochseeinsel ist durch einen Orkan vom Festland abgeschnitten, die Bevölkerung bereits evakuiert. Unter den wenigen Menschen, die geblieben sind, ist die Comiczeichnerin Linda, die den Toten am Strand gefunden hat. Verzweifelt versucht Herzfeld sie zu überreden, die Obduktion nach seinen telefonischen Anweisungen durchzuführen. Doch Linda hat noch nie ein Skalpell berührt, geschweige denn einen Menschen seziert. Als sie dich dennoch in die verlassene Pathologie der Inselklinik wagt, erkennt sie sehr schnell, dass das Leben des entführten Mädchens nicht das einzige ist, das auf dem Spiel steht...
Mein Eindruck:
Ich habe mir das Buch auf Anraten einer Angestellten in meiner Lieblingsbuchhandlung gekauft. Sie sagte, es sei so spannend, dass sie es am Liebsten noch unter der Dusche weiter gelesen hätte. Diese Aussage war so beherzt, dass ich mich entschied, es lesen zu wollen.
Nun, ich hatte kein Problem, dieses Buch zwischendurch wegzulegen. Es war gut. Ein wirklich gutes Buch. Jedoch hat es mich nicht wie erhofft in seinen Bann gezogen oder mir eine Gänsehaut bereitet.
Die Geschichte ist ziemlich plausibel, was meiner Erfahrung nach bei Fitzek nicht immer der Fall ist. Man merkt, dass ihm die Zusammenarbeit mit dem Gerichtsmediziner Tsokos gut getan hat und dem Buch Anspruch verleihen konnte. Die Handlung(en) ist/sind interessant und auch deren Zusammenhänge kann man gut nachvollziehen. Alles in allem in die Geschichte gut zu lesen und erzeugt eine gewisse Neugier auf das Ende.
Leider ist das Buch jedoch erst ab ca. der Mitte wirklich spannend. Zuvor geht es sehr viel um gerichtsmedizinische Arbeit, was zwar sehr interessant ist, bei mir aber keine Aufregung erzeugen konnte. Man hat zu wenig Einblick, die Zusammenhänge werden einem erst nach reichlich langer Zeit durchsichtig.
Dann allerdings stellte sich bei mir auch schnell das Fitzek-Prinzip ein: Einmal hinter den Vorhang geblickt, konnte ich auf einmal schnell erahnen, auf welche falsche Fährte mich die Autoren leiten wollten, und ich sollte Recht behalten.
Am Ende wird dann noch einmal mit Wendungen und Action überladen, das Buch endet aber überraschend nachvollziehbar und realistisch.
Besonders gut gefallen hat mir der gesellschaftskritische Aspekt des Buches, bzw. der Geschichte, der am Ende auch noch einmal sehr schön nüchtern und dadurch umso wirkungsvoller ausgedrückt wird. Die schreiende Ungerechtigkeit unseres Justizsystems wird sehr klug und treffend thematisiert, und zeigt nicht nur auf, dass Steuersünder in unserem Rechtssystem oft schlechter wegkommen als Mörder, sondern es gelingt auch, uns auf das Leid der Hinterbliebenden aufmerksam zu machen, das mit dieser Tatsache einhergeht.
Für mich war "Abgeschnitten" ein Buch, das man ruhig lesen konnte, und aus dem man sich auch den ein oder anderen Eindruck mitnehmen konnte. Es war nicht so rasend spannend, wie ich es mir gewünscht hatte, und dennoch würde ich es weiterempfehlen können.
Bei Goodreads werde ich ihm 4 von 5 Sternen geben und vielleicht in Betracht ziehen, doch nochmal den Herrn Fitzek zu lesen, den ich nach "Splitter" eigentlich ganz weit aus meinem Leben verbannt hatte.
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